Ökologisch sanieren
Tipps für Sie vom Baubiologen
Sanierung kann viel bedeuten: Von einfachen Instandsetzungsarbeiten bis hin zu aufwändigen Renovierungs-, Modernisierungs- und Umbauarbeiten ist alles möglich. Jede Sanierung kann die Gesamtsituation in gesundheitlicher, nachhaltiger wie auch gestalterischer Hinsicht verbessern, aber auch verschlechtern. Nicht zu vergessen sind zudem auch heutige Anforderungen an eine barrierefreie und altersgerechte Ausstattung. Es lohnt sich also, sich genau zu informieren und ggf. geeignete Fachleute hinzuzuziehen.
Foto: Jan Schmiedel/München
Sanierungsbedarf
Für Wohnungen und Gebäude, die über viele Jahre nicht relativ umfassend ertüchtigt wurden oder älter sind als etwa 40 Jahre, ist in der Regel eine komplette Sanierung erforderlich. Oft trifft dies aber auch auf noch neuere Gebäude zu, z.B. dann, wenn sie zu viel Energie benötigen, Schadstoffe enthalten, Schimmel im Spiel ist, Nutzungsänderungen geplant sind oder aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung oder fortschreitenden Alters eine barrierefreie Ausstattung geboten ist.
Steht eine Sanierung an, sollten Sie mithilfe entsprechender Fachleute eine genaue Analyse der Bausubstanz, der gewünschten bzw. sinnvollen Maßnahmen und der Kosten erstellen (lassen). Wer darauf verzichtet und einfach lossaniert, zahlt nicht selten kurz- bis mittelfristig viel Geld drauf und läuft zudem Gefahr, den Wohn- und Wiederverkaufswert seiner Immobilie zu verschlechtern.
Foto: Thomas Künzle, Gais (Schweiz)
Bauliche Maßnahmen
Nachhaltiges Sanieren bedeutet, dass man bei allen Maßnahmen nicht nur die Qualität der Ausführung, sondern auch die Lebensdauer der verwendeten Bauteile/Materialien und den laufenden Pflegeaufwand (Reinigung, Wartung, Ersatzteile ...) berücksichtigt. Teppichböden oder Laminatböden halten häufig nur wenige Jahre, ein Parkettboden dagegen kann mehr als 100 Jahre halten.
Eine billige Innentür ist in der Regel nach rund 20 Jahren ruiniert, eine gute Innentür dagegen macht auch nach 50 Jahren noch viel Freude. Eine Dachentwässerung aus verzinktem Blech oder Kunststoff weist nicht selten bereits nach rund 25 Jahren Mängel auf, die Lebenserwartung einer Dachentwässerung aus Kupfer oder Titanzink beträgt dagegen rund 50 Jahre, eine aus Edelstahl hält rund 100 Jahre.
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Die Pflege und Sanierung eines lackierten Holzbodens ist meist erheblich aufwändiger als eines geölten Bodens. Abgesehen von der schwierigen und oft teuren Entsorgung kurzlebiger und umweltschädlicher Baustoffe ist es häufig vor allem längerfristig betrachtet preiswerter, auf Qualität zu setzen. Hierzu gehört auch, dass man nicht die billigsten Handwerker auswählen sollte, sondern diejenigen mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis.
Facility Management
Zunehmend setzt sich in der Baubranche das „Facility Management“ (FM) durch. Analysiert wird dabei der gesamte Lebenszyklus von der Planung und Erstellung bis hin zum Abriss einschließlich Umbau, Nutzungsänderung, Sanierung und Entsorgung. Ziele sind die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit, die Werterhaltung, die Optimierung der Gebäudenutzung und die Minimierung des Ressourceneinsatzes zum Schutz der Umwelt.
Foto: photo 5000/Adobe Stock
Wohnungs- oder Hausbesitzer werden sich selten „Facility Manager“ leisten wollen. Dennoch sollten auch sie ihre Immobilie(n) nach einem Wartungsplan regelmäßig prüfen (lassen) und alle gefundenen Mängel umgehend beseitigen (lassen). Schließlich ist die Reparatur eines zu spät entdeckten Mangels meist aufwändiger und teurer als eine sofortige Behebung des Schadens.
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Baubiologie
„Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ (Arthur Schopenhauer, 1788–1860). Längst hat sich herumgesprochen, dass viele Menschen in ihrem Wohn-, aber auch in ihrem Arbeitsumfeld krank werden. Hierfür können viele Gründe eine Rolle spielen, wie Gerüche und Giftstoffe aus Baustoffen (z.B. Lösemittel, Formaldehyd, Pestizide, Weichmacher, Asbestfasern, Feinstäube), schlechtes Raumklima, Elektrosmog, Baufeuchte und Schimmel, Radioaktivität, Lärm, zu wenig Licht, um nur einige zu nennen.
Zu einer nachhaltigen Sanierung gehört deshalb auch, gesundheitliche Aspekte mit einzubeziehen. Hierzu können z.B. qualifizierte Baubiologen beraten, planen, die Bauleitung übernehmen und bei Bedarf auch Messungen z.B. entsprechend dem Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM) durchführen, um beispielsweise festzustellen, ob die Raumluft durch Schadstoffe belastet ist.
Foto: WEM GmbH
Foto: WEM GmbH
Energetische Sanierung
Meist ist es sinnvoll, Instandhaltungsarbeiten gleich mit energiesparenden Maßnahmen wie Wärmedämmung, dem Einbau neuer Fenster und/oder einer neuen Heizungsanlage zu kombinieren. In der Regel fordert dies auch die Energieeinsparverordnung (EnEV), und häufig können Sie hierfür öffentliche Fördermittel und zinsgünstige Darlehen erhalten.
Nicht selten werden bei energetischen Sanierungen jedoch Maßnahmen ergriffen, die sich auch langfristig nicht amortisieren und/oder zu gesundheitlichen Problemen führen. Damit nur sinnvolle energetische Maßnahmen umgesetzt werden, sollten Sie sich von Fachleuten ein Gesamtkonzept auf Basis eines Wirtschaftlichkeitsvergleiches erstellen lassen. So berücksichtigen z.B. Baubiologische Gebäude-Energieberater IBN neben baulichen und energetischen Anforderungen auch gesundheitliche Aspekte wie Raumklima und Schadstofffreiheit der verwendeten Baustoffe samt Haustechnik.
Fazit
Der Sanierungsbedarf einer gebrauchten Immobilie wird oft erheblich unterschätzt. Nicht selten kostet eine umfängliche Sanierung mehr als ein Neubau. Gerade deshalb ist es wichtig, zusammen mit Baufachleuten Varianten zu prüfen, Wirtschaftlichkeitsvergleiche anzustellen und dabei auch die laufenden Kosten zu berücksichtigen.
Es lohnt sich, Sanierungen mit Bedacht und fachlicher Begleitung anzugehen. Vor allem längerfristig hilft das, viel Geld zu sparen und Ärger zu vermeiden. Zudem erhöht eine nach baubiologischen und energetischen Kriterien sanierte Immobilie den Wiederverkaufswert oder die möglichen Mieteinnahmen. Umweltfreundliche Baustoffe, Qualität, geringe Energiekosten und ein gesundes Wohnumfeld werden zunehmend nachgefragt und honoriert, insbesondere von Menschen, die auf ihre Gesundheit achten.
Informationen zum ökologischen SanierenBayerische Architektenkammer Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN baubiologie verzeichnis Adressen von Baubiologischen Beratungsstellen IBN und Informationen zu Produkten, Bauweisen und Dienstleistungen, die gesundheitliche und/oder ökologische Kriterien erfüllen. ÖkoPlus AG – Fachhandelsverbund für ökologisches Bauen und Wohnen Sentinel Haus Institut GmbH Verband Baubiologie e.V. |
Informationen zu Fördermitteln …Bayerische Landesbodenkreditanstalt 10.000-Häuser-Programm des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Bauzentrum München Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Verbraucherzentrale Bayern e.V. |