Ökologisch sanieren

Tipps für Sie vom Baubiologen

Sanierung kann viel bedeuten: Von einfachen Instandsetzungsarbeiten bis hin zu aufwändigen Renovierungs-, Modernisierungs- und Umbauarbeiten ist alles möglich. Jede Sanierung kann die Gesamtsituation in ge­sund­heit­li­cher, nachhaltiger wie auch gestalterischer Hinsicht verbessern, aber auch verschlechtern. Nicht zu vergessen sind zudem auch heutige Anforderungen an eine barrierefreie und altersgerechte Ausstattung. Es lohnt sich also, sich genau zu informieren und ggf. geeignete Fachleute hinzuzuziehen.

Wärmedämmung aus HolzweichfaserplattenFoto: Jan Schmiedel/München Hier kann man sich rundum wohlfühlen: Kalk- und Holzprodukte sowie Möbel aus Naturfasern schaffen ein angenehmes Ambiente, und die Wärmedämmung aus Holzweichfaserplatten ermöglicht auch unterm Dach angenehme Temperaturen.
Planung: Johannes Schuh, Architekt und Baubiologe IBN, München


Sanierungsbedarf

Für Wohnungen und Gebäude, die über viele Jahre nicht relativ umfassend ertüchtigt wurden oder älter sind als etwa 40 Jahre, ist in der Regel eine komplette Sanierung erforderlich. Oft trifft dies aber auch auf noch neuere Gebäude zu, z.B. dann, wenn sie zu viel Energie benötigen, Schadstoffe enthalten, Schimmel im Spiel ist, Nutzungsänderungen geplant sind oder aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung oder fortschreitenden Alters eine barrierefreie Ausstattung geboten ist.

Steht eine Sanierung an, sollten Sie mithilfe entsprechender Fachleute eine genaue Analyse der Bausubstanz, der gewünschten bzw. sinnvollen Maßnahmen und der Kosten erstellen (lassen). Wer darauf verzichtet und einfach lossaniert, zahlt nicht selten kurz- bis mittelfristig viel Geld drauf und läuft zudem Gefahr, den Wohn- und Wiederverkaufswert seiner Immobilie zu verschlechtern.

Nachhaltige SanierungFoto: Thomas Künzle, Gais (Schweiz) Nachhaltig sanieren heißt, Altes zu bewahren und Neues behutsam zu ergänzen sowie natürliche Materialien wie Vollholz und Kalkfarben zu verwenden.
Planung: Christian Kaiser, Architekt und Baubiologe IBN, Zürich

 

Bauliche Maßnahmen

Nachhaltiges Sanieren bedeutet, dass man bei allen Maßnahmen nicht nur die Qualität der Ausführung, sondern auch die Lebensdauer der verwendeten Bauteile/Materialien und den laufenden Pflegeaufwand (Reinigung, Wartung, Ersatzteile ...) berücksichtigt. Teppichböden oder Laminatböden halten häufig nur wenige Jahre, ein Parkettboden dagegen kann mehr als 100 Jahre halten.

Eine billige Innentür ist in der Regel nach rund 20 Jahren ruiniert, eine gute Innentür dagegen macht auch nach 50 Jahren noch viel Freude. Eine Dachentwässerung aus verzinktem Blech oder Kunststoff weist nicht selten bereits nach rund 25 Jahren Mängel auf, die Lebenserwartung einer Dachentwässerung aus Kupfer oder Titanzink beträgt dagegen rund 50 Jahre, eine aus Edelstahl hält rund 100 Jahre.
 

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Die Pflege und Sanierung eines lackierten Holzbodens ist meist erheblich aufwändiger als eines geölten Bodens. Abgesehen von der schwierigen und oft teuren Entsorgung kurzlebiger und umweltschädlicher Baustoffe ist es häufig vor allem längerfristig betrachtet preiswerter, auf Qualität zu setzen. Hierzu gehört auch, dass man nicht die billigsten Handwerker auswählen sollte, sondern diejenigen mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis.
 

Facility Management

Zunehmend setzt sich in der Baubranche das „Facility Management“ (FM) durch. Analysiert wird dabei der gesamte Lebenszyklus von der Planung und Erstellung bis hin zum Abriss einschließlich Umbau, Nutzungsänderung, Sanierung und Entsorgung. Ziele sind die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit, die Werterhaltung, die Optimierung der Gebäudenutzung und die Minimierung des Ressourceneinsatzes zum Schutz der Umwelt.


Sanierung planenFoto: photo 5000/Adobe Stock Eine gründlich geplante Sanierung hilft, Geld zu sparen und Ärger zu vermeiden.


Wohnungs- oder Hausbesitzer werden sich selten „Facility Manager“ leisten wollen. Dennoch sollten auch sie ihre Immobilie(n) nach einem Wartungsplan regelmäßig prüfen (lassen) und alle gefundenen Mängel umgehend beseitigen (lassen). Schließlich ist die Reparatur eines zu spät entdeckten Mangels meist aufwändiger und teurer als eine sofortige Behebung des Schadens.
 

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Baubiologie

„Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ (Arthur Schopenhauer, 1788–1860). Längst hat sich herumgesprochen, dass viele Menschen in ih­rem Wohn-, aber auch in ihrem Arbeitsumfeld krank werden. Hierfür können viele Gründe eine Rolle spielen, wie Gerüche und Giftstoffe aus Baustoffen (z.B. Lösemittel, Formaldehyd, Pestizide, Weich­macher, Asbestfasern, Feinstäube), schlechtes Raumklima, Elektrosmog, Baufeuchte und Schimmel, Radioaktivität, Lärm, zu wenig Licht, um nur einige zu nennen.

Zu einer nachhaltigen Sanierung gehört deshalb auch, gesundheitliche Aspekte mit einzubeziehen. Hierzu können z.B. qualifizierte Baubiologen beraten, planen, die Bauleitung übernehmen und bei Bedarf auch Messungen z.B. entsprechend dem Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM) durchführen, um beispielsweise festzustellen, ob die Raumluft durch Schadstoffe belastet ist.
 

Wandheizungen aus LehmFoto: WEM GmbH Wandheizungen aus Lehm (o. im Bau) ermöglichen ein angenehmes Raumklima, sparen Heizenergie und helfen ganz besonders im Altbau, Wände trocken zu halten und so Schimmelbildung zu verhindern (u. der fertig renovierte Raum).
Wandheizung aus LehmFoto: WEM GmbH

 

Energetische Sanierung

Meist ist es sinnvoll, Instandhaltungsarbeiten gleich mit energiesparenden Maßnahmen wie Wärmedämmung, dem Einbau neuer Fenster und/oder einer neuen Heizungsanlage zu kombinieren. In der Regel fordert dies auch die Energieeinsparverordnung (EnEV), und häufig können Sie hierfür öffentliche Fördermittel und zinsgünstige Darlehen erhalten.

Nicht selten werden bei energetischen Sanierungen jedoch Maßnahmen ergriffen, die sich auch langfristig nicht amortisieren und/oder zu ge­sund­heit­li­chen Problemen führen. Damit nur sinnvolle energetische Maßnahmen umgesetzt werden, sollten Sie sich von Fachleuten ein Gesamtkonzept auf Basis eines Wirtschaftlichkeitsvergleiches erstellen lassen. So berücksichtigen z.B. Baubiologische Gebäude-Energieberater IBN neben baulichen und energetischen Anforderungen auch gesundheitliche Aspekte wie Raumklima und Schadstofffreiheit der verwendeten Baustoffe samt Haustechnik.
 

Fazit

Der Sanierungsbedarf einer gebrauchten Immobilie wird oft erheblich unterschätzt. Nicht selten kostet eine umfängliche Sanierung mehr als ein Neubau. Gerade deshalb ist es wichtig, zusammen mit Baufachleuten Varianten zu prüfen, Wirtschaftlichkeitsvergleiche anzustellen und dabei auch die laufenden Kosten zu berücksichtigen.

Es lohnt sich, Sanierungen mit Bedacht und fachlicher Begleitung anzugehen. Vor allem längerfristig hilft das, viel Geld zu sparen und Ärger zu vermeiden. Zudem erhöht eine nach baubiologischen und energetischen Kriterien sanierte Immobilie den Wiederverkaufswert oder die möglichen Mieteinnahmen. Umwelt­freundliche Baustoffe, Qualität, geringe Energiekosten und ein gesundes Wohnumfeld werden zunehmend nachgefragt und honoriert, insbesondere von Menschen, die auf ihre Ge­sundheit achten.

Winfried Schneider
Architekt, Geschäftsführer des Instituts 
für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

 

Informationen zum ökologischen Sanieren

Bayerische Architektenkammer
Tel. 089/13 98 80-0
www.byak.de

Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN
Tel. 08031/35 39 20
www.baubiologie.de

baubiologie verzeichnis
Baubiologische Beratung + Produkte
www.baubiologie-verzeichnis.de

Adressen von Baubiologischen Beratungsstellen IBN und Informationen zu Produkten, Bauweisen und Dienstleistungen, die gesundheitliche und/oder ökologische Kriterien erfüllen.

ÖkoPlus AG – Fachhandels­verbund für ökologisches Bauen und Wohnen
Tel. 069/70 79 30 13
www.oekoplus.de

Sentinel Haus Institut GmbH
Tel. 0761/59 04 81 70
www.sentinel-haus.de

Verband Baubiologie e.V.
Tel. 02641/911 93 94
www.verband-baubiologie.de

 

Informationen zu Fördermitteln …

Bayerische Landesboden­kreditanstalt
Das Förderinstitut der BayernLB

www.bayernlabo.de

10.000-Häuser-Programm des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie
Tel. 089/122 22-15 (Bayern Direkt)
E-Mail: direkt@bayern.de
www.energiebonus.bayern

Bauzentrum München
Willy-Brandt-Allee 10
81829 München
Tel. für Terminvereinbarung: 089/546 36 60
muenchen.de/bauzentrum

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)
Tel. 06196/908-0
www.bafa.de

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Tel. 0800/539 90 02 (kostenfreie Servicenummer)
www.kfw.de

Verbraucherzentrale Bayern e.V.
Tel. 0800/809 80 24 00 (kostenfrei)
www.verbraucherzentrale-energieberatung.de

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