Von der Nasszelle zum Wohlfühlbad - Wie Sie Ihr Bad komfortabel und praktisch modernisieren
Foto: Slavun/Adobe Stock
Wenn es um Barrierefreiheit geht, denken viele zunächst an Rollstuhlrampen und körperliche Beeinträchtigungen. Tatsächlich aber steht der Begriff für deutlich mehr Komfort und Sicherheit im Wohnalltag – unabhängig vom Alter oder der körperlichen Fitness.
Sanitärhersteller bieten heute eine Vielzahl von Produkten, die auch von körperlich eingeschränkten Personen problemlos zu nutzen sind und dennoch in puncto Design keine Vergleiche scheuen müssen. Im Gegenteil: Die bodenebene, barrierefreie Dusche ist mittlerweile zur Standardausstattung hochwertiger Badezimmer geworden. Und der Trend ist nicht mehr aufzuhalten – Barrierefreiheit wird in den nächsten Jahren immer deutlicher zum Qualitätskriterium bei der Immobilienbewertung.
Für Eigenheimbesitzer heißt das: Wer heute in Barrierefreiheit investiert, steigert nicht nur sofort den eigenen Wohnkomfort, sondern auch den Wert des Eigenheims. Es lohnt sich also, das Thema schon in jüngeren Jahren anzugehen.
Herzstück einer barrierefreien Wohnumgebung ist das Badezimmer. Denn wer bei der Körperhygiene auf fremde Hilfe angewiesen ist, muss oft die eigenen vier Wände verlassen. Es gibt übrigens einige gute Gründe, mit dem Umbau nicht bis ins hohe Alter zu warten:
- Wer heute noch kerngesund ist, kann morgen durch einen Sport- oder Autounfall körperlich eingeschränkt sein.
- Viele warten mit einer Sanierung zu lange – und irgendwann ist es dann zu spät. Bei Senioren reicht mitunter eine Krankheit oder ein Sturz, und das alte Wohnumfeld wird zum Problem. Für Planung, Förderanträge und Umsetzung von Barrierefreiheit ist dann oft nicht mehr genug Zeit.
- Eine Badsanierung nach heutigen Standards – ob barrierefrei oder nicht – ist finanziell anspruchsvoll. Wer diese Maßnahme beauftragt, solange er noch voll erwerbstätig ist, hat meist höhere Mittel zur Verfügung. Muss ein Darlehen aufgenommen werden, sind die Monatsraten durch die längere Laufzeit erheblich geringer. Im Rentenalter ist die Finanzierung einer umfangreichen Badsanierung für viele deutlich schwerer.
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Was macht ein barrierefreies Bad aus?
Foto: Kermi
Die Anforderungen für Barrierefreiheit im Wohnungsbau beschreibt die DIN-Norm 18040-2 sehr detailliert. Hier finden sich Vorgaben zu Einbauhöhen, Abständen und technischer Mindestausstattung. Eine der Grundvoraussetzungen für Barrierefreiheit ist übrigens ausreichend Platz. Die Norm macht hier genaue Angaben: Vor Waschtisch, WC oder Dusche muss eine Freifläche von mindestens 1,5 x 1,5 m vorhanden sein, um mit einem Rollator oder Rollstuhl rangieren zu können.
Die Badezimmertür muss mindestens 80 cm breit sein und sich nach außen hin öffnen lassen. Das ist wichtig, damit die Tür nicht blockiert werden kann – beispielsweise durch einen umgekippten Rollstuhl – und sich im Notfall von außen öffnen lässt.
Barrierefreie Waschtische sind unterfahrbar. Die Armatur ist durch einen ausreichend langen Einhebelmischer leicht bedienbar oder wird durch einen Näherungssensor gesteuert. Der Wasserauslauf des Hahns muss schwenkbar sein.
Ebenfalls vorausgesetzt werden beidseitige Stützgriffe, die mindestens 100 kg tragen. Diese sind entweder bereits in den Waschtisch integriert, oder die Griffe werden neben dem Waschbecken an der Wand befestigt – wo sie auch als Handtuchhalter dienen, wenn sie nicht anderweitig benötigt werden.
Besonders komfortabel sind Waschbecken, die sich elektrisch in der Höhe verstellen lassen. Hier können sich Kinder dann ebenso bequem waschen wie Erwachsene.
Auch neben einem barrierefreien WC müssen laut Norm zwei hochklappbare Stützgriffe vorhanden sein. Wichtig ist, die Spülung mit einer Hand auch im Sitzen bedienen zu können. Manche Systeme integrieren das entsprechende Bedienelement daher direkt in die ohnehin vorgeschriebenen Handgriffe des WCs.
Bei Dusche und Badewanne steht Sicherheit an erster Stelle. Ein rutschhemmender Bodenbelag ist in allen Nassbereichen selbstverständlich. Die DIN-Norm fordert zudem einen klappbaren Duschsitz, für den es rechts und links ebenfalls klappbare Stützgriffe gibt. Die Armatur lässt sich mit einem Einhebelmischer auch im Sitzen bedienen.
Der Niveau-Unterschied der bodengleichen Dusche darf maximal 2 cm betragen. Wer nicht auf den Luxus eines Vollbads verzichten möchte, kann durch eine Badewanne mit integrierter Tür die notwendige Barrierefreiheit herstellen. Derartige Türen lassen sich heute sogar schon bei bestehenden Wannen nachrüsten.
Foto: Artweger
Fazit: Die meisten Anforderungen an ein barrierefreies Bad erleichtern nicht nur Älteren oder bewegungseingeschränkten Bewohnern das Leben, sondern kommen auch jungen Familien zugute. Ob und wie weit die DIN-Norm umgesetzt wird, bleibt im Privathaushalt jedem selbst überlassen. Nur wer staatliche Fördergelder in Anspruch nehmen möchte, muss sich genau an die Vorgaben halten.
Smarthome erleichtert das Badleben
Neben dem Einbau spezieller Badprodukte kann auch ein Smarthome-System den Alltag im Bad komfortabler und sicherer machen. Hier nur einige Beispiele, was bereits heute möglich ist:
- Der Badezimmerspiegel verwandelt sich in ein Display und erinnert beispielsweise an die Einnahme von Medikamenten. Eingebaute Bluetooth-Lautsprecher und eine steuerbare LED-Beleuchtung mit programmierten Lichtszenarien erhöhen den Komfort im Bad und steigern altersunabhängig das Wohlbefinden.
- Spezielle Sensoren erkennen einen Sturz in der Dusche. Im Notfall wird Hilfe angefordert.
- Bewegungsmelder schalten das Licht automatisch ein und aus. Eine durchdachte Lichtführung mit LED-Leisten erleichtert nachts die Orientierung.
- Wer nach der Arbeit ein entspannendes Bad nehmen möchte, kann per Smartphone schon von unterwegs die Heizung im Badezimmer höher drehen. Auch Wassertemperatur und Füllhöhe lassen sich dank der App-Steuerung für clevere Wannenarmaturen schon vor dem Eintreffen exakt festlegen.
- Intelligente Sprachsteuerung ersetzt das Duschradio. Durch die Verbindung zum Internet kann per Befehl jedes gewünschte Lied direkt abgespielt werden – ohne auch nur einen Knopf zu drücken. Sprachassistenten wie Alexa lassen sich im Notfall nutzen, um ohne Telefon Hilfe herbeizurufen.
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Richtig planen in sechs Schritten
Ein Bad wird im Durchschnitt nur alle 15 bis 25 Jahre saniert. Es lohnt sich also, besonders gründlich zu planen. Voraussetzung: Der Umbau erfolgt, bevor eine Notsituation eingetreten ist.
Bei der Badplanung empfiehlt es sich, gemeinsam mit der Familie über die Ansprüche zu diskutieren und sich dabei vorzustellen, wie die Lebenssituation in 20 oder 30 Jahren sein könnte. Hier die sechs wichtigsten Schritte auf dem Weg zum neuen barrierefreien Bad:
- Inspirieren lassen: Das geht am besten im Internet oder in Zeitschriften. Es empfiehlt sich zudem, eine Badausstellung im Fachhandel zu besuchen.
- Im Anschluss bespricht die Familie die gewünschte Badausstattung. Wird eine Badewanne benötigt oder reicht eine bodenebene Dusche? Sind Doppelwaschbecken sinnvoll oder wird das Bad eigentlich nicht von mehreren Personen gleichzeitig genutzt?
- Wenn es eine erste Idee gibt, wie das neue Bad aussehen sollte, empfiehlt es sich, mit einer Grundrisszeichnung und der Ideensammlung in der Hand das Gespräch im Fachbetrieb vor Ort zu suchen. Die Profis können schnell einschätzen, ob sich die Ideen der Bewohner auf der verfügbaren Fläche und im Rahmen eines ungefähr angegebenen Budgets überhaupt umsetzen lassen. Wer barrierefrei nach DIN-Norm sanieren möchte, sollte das jetzt mitteilen.
- Im nächsten Schritt wird das alte Bad bei einem Vor-Ort-Termin unter die Lupe genommen. Die Fachhandwerker verschaffen sich einen Gesamteindruck und messen genau aus. Danach wird ein konkretes Angebot erstellt und über mögliche Fördermittel informiert.
- Wenn das Angebot passt, können Fördergelder beantragt werden. Ganz wichtig: Die Bauarbeiten dürfen auf keinen Fall vorher beginnen, weil dann eine Förderung nicht mehr möglich ist.
- Nach Erhalt der Förderzusage beginnen die Arbeiten. Der Sanitärfachbetrieb übernimmt dabei in der Regel die Koordination aller anderen Gewerke (z.B. Elektriker, Maurer).
Was kostet ein barrierefreies Bad?
Diese Frage lässt sich, wie bei vielen Sanierungsvorhaben, nicht pauschal beantworten. Wer online sucht, findet Kostenschätzungen um 8000 Euro für den barrierefreien Umbau eines Bads mit 6 m². Tatsächlich hängt die Summe jedoch von derart vielen Faktoren ab, dass eine verlässliche Antwort nicht möglich ist. Denn nicht nur die unterschiedlichen Preise der Sanitärprodukte spielen eine Rolle, sondern auch der individuelle bauliche Zustand des alten Bads.
Eine Türverbreiterung ist relativ aufwendig, vielleicht muss ein neuer Badheizkörper installiert werden, oder die Anschlüsse für die Sanitärobjekte passen nicht mehr. Die Badprofis sehen auch Details, die Laien verborgen bleiben: So sollte beispielsweise ein schwer erreichbares Fenster mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet werden.
Eigenheimbesitzer, die noch nicht sofort ein barrierefreies Bad umsetzen wollen, können später viel Geld sparen, wenn sie bei Neubauten oder Kernsanierungen die Voraussetzungen für einen Umbau schaffen. Das beginnt bereits mit der Größe des Badezimmers – ist es zu klein, lässt sich Barrierefreiheit später nur durch aufwendige Grundrissveränderungen umsetzen. Kostensenkend wirken sich auch Leerrohre in den Wänden aus, in denen sich später Strom- oder Steuerleitungen ohne großen Aufwand verlegen lassen.
Das betrifft auch den WC-Bereich, denn eine Dusch-Toilette braucht einen Stromanschluss – der in Standard-Badezimmern an dieser Stelle meist nicht vorgesehen ist. Bei Leichtbauwänden sind zudem Verstärkungen hinter Dusche, Waschtisch und WC sinnvoll, damit die Wände später die geforderten Tragkräfte der Haltegriffe aufnehmen können.
Vor- und Nachteile eines barrierefreien Bads
Auf den ersten Blick haben barrierefreie Bäder nur Vorteile. Sie sind großzügiger, komfortabler und sicherer. Selbst die höheren Kosten fallen nicht wirklich ins Gewicht, wenn die Nutzungsdauer vergleichsweise lang ist. Außerdem erhöht sich der Wert des Eigenheims. Etwas anders sieht es aus, wenn Barrierefreiheit schnell hergestellt werden muss, beispielsweise nach einem Unfall. Die höheren Kosten und der größere Aufwand spielen dann durchaus eine Rolle.
Wie das barrierefreie Bad nach der Fertigstellung bewertet wird, hängt natürlich von den Personen ab, die es nutzen. So ist beispielsweise ein rollstuhlgerechtes Waschbecken in der Regel so niedrig angebracht, dass seine Benutzung groß gewachsenen Erwachsenen keine Freude macht.
Gleiches gilt beim WC. Hängt es tiefer, freuen sich Familien mit Kindern, doch das Hinsetzen und Aufstehen wird besonders für Ältere schwerer. Deswegen lohnt es sich, die Details immer in Absprache mit dem Fachmann zu planen.
Fazit: Wird Barrierefreiheit klug geplant und fachmännisch umgesetzt, bietet sie für alle Bewohner deutliche Vorteile. Es gibt mehr Platz, mehr Sicherheit, mehr Komfort und das gute Gefühl, für die Zukunft vorgesorgt zu haben.
Claas Appold
Weitere Informationen
Artweger GmbH. & Co. KG
Tel. 0043/6132/205-0 (Österreich)
www.Artweger.at/de
Bauherren-Schutzbund e.V.
Tel. 030/400 33 95 00
www.bsb-ev.de
Bauzentrum München
Tel. 089/54 63 66-0
www.muenchen.de/bauzentrum
Bavaria Treppenlift
Tel. 089/351 79 76
www.bavaria-treppenlift.de
Bayerische Architektenkammer
Beratungsstelle Barrierefreiheit
Tel. 089/13 98 80-80
www.byak.de
Beratungsstelle Wohnen
Stadtteilarbeit e.V.
Tel. 089/35 70 43-0
www.verein-stadtteilarbeit.de
Franz Kaldewei GmbH & Co. KG
Tel. 02382/78 50
www.Kaldewei.de
Kermi GmbH
Tel. 09931/501-0
www.kermi.de
Martin Knop – Wanne zur Dusche
Tel. 08233/779 98 36
www.wanne-zur-dusche.com
MHG-Köstner GmbH & Co. KG
Tel. 089/442 32 68-0
www.koestner.de
SANA Treppenlifte AG
Tel. 0911/274 03 80
www.sana-treppenlifte.de
Stiftung MyHandicap
gemeinnützige GmbH
Tel. 089/767 76 97-0
www.myhandicap.de
TOTO Europe GmbH
Tel. 0211/273 08-200
de.toto.com
Villeroy & Boch
Tel. 06864/81 15 00 (Service-Hotline)
www.Villeroy-boch.de
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Wer die DIN-Norm 18040-2 einhält, kann finanzielle Unterstützung beantragen. Eine Übersicht der Förderprogramme von Bund und Ländern bietet der Bundesverband der Verbraucherzentralen unter baufoerderer.de
Informationen zu ...
... Fördermitteln auf Bundesebene
Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW)
Tel. 0800/539 90 02 (kostenfrei)
www.kfw.de
Pflegekasse (Ansprechpartner ist Ihre Krankenkasse)
gewährt Zuschüsse für Personen, denen ein entsprechender Pflegegrad zuerkannt wurde.
Krankenkassen gewähren Zuschüsse für Hilfsmittel (z.B. Haltegriffe), wenn sie ärztlich verordnet wurden.
Steuerliche Förderung
20 % der Lohnkosten des Fachbetriebs können Sie steuerlich geltend machen; max. Ersparnis 1200 Euro pro Jahr.
... Fördermitteln in Bayern
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Bayerisches Wohnungsbauprogramm
Voraussetzungen: Nicht zu hohes Einkommen und Schwerbehinderten-Ausweis (Näheres unter
http://bit.ly/b-frei-wohn)